Mittwoch, 12. September 2012

Kärnten, Osttirol, Südtirol, Dolomiten, Arco

Unseren dreiwöchigen Sommerurlaub starteten wir heuer mit einer sehr schönen Hochtour im Glocknergebiet. Von der Oberwalderhütte aus stiegen wir über den Gletscher südostseitig zum Johannisberg auf. Runter ging's in luftiger Gratkletterei zur Ödenwinkelscharte und von dort vorbei an einigen Spalten wieder zurück zur Hütte.



Nach einem entspannenden Tag in Osttirol an dem wir über die Porzehütte zum Tilliacher Joch wanderten und uns die dortigen Relikte des 1. Weltkriegs anschauten brachen wir auf ins Reintal in Südtirol wo wir uns die Überschreitung des Schneebiger Nocks vornahmen. Der Zustieg zur Rieserferner Hütte war zwar lang und anstrengend, landschaftlich dafür wunderschön und relativ einsam. Am folgenden Tag bestiegen wir zuerst über unschwieriges Gelände das Fernerköpfl, bevor es um einiges anspruchsvoller über den Grat zum Schneebiger Nock ging. Dort war bei bestem Wetter erst mal genießen angesagt bevor wir uns an den unproblematischen aber sehr langen Abstieg über die Kasselerhütte nach Rein in Taufers machten.



Nach unseren Hochtouren machten wir uns auf in die Dolomiten. Bei unserem ersten Stützpunkt kletterten wir zum Alpinkletterauftakt eine sehr nette Route auf den Kleinen Falzaregoturm.



Unser Versuch am nächsten Tag eine Route auf den größten Turm der Cinque Torri zu klettern scheiterte an einer verstopften Einstiegsseillänge (6 Deutsche die, weil sie nur einen Vorsteiger hatten mittels Raupenmethode die Route für sich beanspruchten und zusätzlich 3 Italiener die mit Begeisterung trotzdem auch einstiegen und beim großen Stricken mitmachten), einem missglückten Versuch die zweite Seillänge (dort hätten sich die Routen geteilt) über einen alternativen Weg zu erreichen und einem Verhauer als wir doch endlich in unserer Route gewesen wären.



Nach dieser Aktion hatten wir erst mal genug vom Alpinklettern und nahmen die Tofana die Rozes via Klettersteig in Angriff. Bei einer Affenhitze die ihresgleichen sucht keuchten wir zum Einstieg nach dem es gleich durch einen nicht enden wollenden eisig kalten Kriegsstollen ging. Danach führten uns unzählige Querungen, Bänder und Aufschwünge um den halben Berg. Vorm Gipfel wartete noch eine Geröllpassage und oben ein wirklich eindrucksvolles Panorama über die Dolomiten bis hin zum Alpenhauptkamm.



Den vorerst letzten sicher gewitterfreien Tag nutzen wir für eine traumhafte Alpinkletterei durch die Averau Südwand (Alvera). Die Routenfindung war zwar nicht ganz einfach, die Kletterei aber sehr imposant, griffig und ziemlich steil. Bei dieser Tour machten wir auch erstmals Bekanntschaft mit den anstrengenden, klassischen Dolomitenvierern .



Danach ging's weiter in die Nähe der drei Zinnen wo wir zuerst über einen Abschnitt des Bonacossa Wegs durch jede Menge Geröll zur Fonda Savio Hütte wanderten, von wo wir über einen ziemlich urigen (windige Leitern die mit noch windigeren Drähten und Normalhaken bzw. Sanduhren rückgesichert waren) Klettersteig zur Cima Cadin di N.E. aufstiegen. Am Gipfel wurden wir mit einem tollen Blick auf die Zinnen belohnt. Nach einer Sportkletterei im Rienztal fuhren wir weiter nach Canazei.



Unsere erste Tour in dieser Gegend führte uns auf die Rotwand im Rosengarten, die wir im Zuge der Tour umrundeten, eine landschaftlich tolle Bergtour mit einem recht alpinen Gipfelaufstieg.



Die Berglandschaft südlich des Val di San Nicolo ist zwar nicht gerade dolomitentypisch (zu wenig schroff und teilweise dunkles Gestein statt heller Kalkwände) aber trotzdem sehr lohnend. Wir stiegen auf zur Alm bei der Forc. Lagusel mit Blick auf den idyllischen See und wanderten vorbei an Murmeltieren durch die einsame Landschaft zur markanten Scharte Richtung Rif. Le Selle. Zurück ging's weniger einsam durchs Val di Selle.



Nach einem verregneten Rasttag stand wieder eine Alpinkletterei, diesmal auf der Pordoispitze, am Programm. Die Route (Gross/Momoli) verlief durch die Südwand, direkt neben der Seilbahn. Wer dort klettert muss sich daher abfinden eine Tourismusattraktion und dementsprechend oft fotografiert und gefilmt zu sein. Beim wirklich genussvollem Klettern stört das aber gar nicht und auch das Geländer der Aussichtsterasse am Ausstieg lässt sich leicht überwinden.



Die letzte Alpinkletterei vor unserer Weiterfahrt nach Arco war die Überschreitung der Fünffingerspitze von West nach Ost. Schon der Zustieg in die Fünffingerscharte war ein anstrengendes Unterfangen durch steiles Geröll. Danach galt es erst einmal den Einstieg zu finden, was mit unserem ungenauen Topo gar nicht so einfach war. Nach den ersten steileren Seillängen folgte leichteres Gelände bis zur Scharte zwischen Löwenkopf und kleinem Finger. Von dort kletterten wir steil und ausgesetzt um den kleinen Finger. Danach leistete ich mir einen unangenehmen Verhauer (laut Topo sollte es gerade hinauf gehen, wo auch einige Haken steckten, tatsächlich musste man aber stark nach links queren) und musste ein Stück wieder abklettern bevor wir den Ringfinger umrunden und den letzten Aufschwung (unglaublich was in den Dolomiten so alles mit 4 bewertet wird) auf den Mittelfinger hinter uns brachten. Der Abstieg war zwar auch etwas langwierig aber bis auf die krangelnden Seile problemlos. Fazit: einducksvolle, lange Alpintour für die man ein halbwegs brauchbares Topo mithaben sollte.



In Arco ging sich vor dem Wetterumschwung leider nur noch ein Sportklettertag aus, danach schüttete es zwei Tage fast permanent was auch das Zuschauen beim Rockmaster wenig attraktiv machte. Wir stiegen also auf shoppen und Kaffee trinken um. In den Dolomiten hatten wir dafür ein fast unglaubliches Wetterglück und so gingen sich zahlreiche wundervolle Touren aus. Trotzdem fiel uns die Auswahl bei den unzähligen Möglichkeiten öfters ganz schön schwer.